Es ist 10 Minuten nach 12 und die Gemeinde Much …

…hält mal wieder an veralteten Traditionen fest: Um Parkdruck zu vermeiden müssen versiegelte Parkplätze her!

“Die Gemeinde Much plant im Bereich Zanderstraße Ecke Friedhofsweg auf dem Grundstück Gemarkung Much, Flur 27, Flurstück 17 die Anlage eines Parkplatzes. Im zur Zeit gültigen Bebauungsplan Nr. 04-03-00 “Much-West” ist die Fläche als Grünfläche festgesetzt. Im Flächennutzungsplan ist die Fläche als Wohnbaufläche dargestellt. Da es in diesem Bereich einige öffentliche Einrichtungen gibt (Friedhof, Rathaus, Gemeindewerke) sind zu Spitzenzeiten ausreichend Parkplätze rar. Um diesem Parkdruck entgegen zu wirken, beabsichtigt die Verwaltung die Anlage von 9 Stellplätzen.

In der Planungs- und Verkehrsausschuss-Sitzung am 16.11.22 wurde mit 7:6 Stimmen für eine Versiegelung der Fläche und Rodung des Baumes gestimmt. Somit wird am 15.12.22 im Rat der Gemeinde über eine Änderung des Bebauungsplan final entschieden. An dieser Stelle nochmals vielen Dank an die SPD-Fraktion, die unsere Haltung teilt. Leider konnte der Ausschussvorsitzende, der das Zünglein an der Waage war, den Nachteil einer Bodenversiegelung an dieser Stelle nicht erkennen. An andere Tagesordnungsstelle (PV-Anlage) warb er jedoch gegen eine übermäßige Umwandlung von Ackerland. Da würde noch nicht einmal der Boden versiegelt werden.

Etwa 44 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsflächen sind in Deutschland aktuell versiegelt, das heißt bebaut, betoniert, asphaltiert, gepflastert oder anderweitig befestigt. Damit gehen wichtige Bodenfunktionen, vor allem die Wasserdurchlässigkeit und die Bodenfruchtbarkeit, verloren. Mit der Ausweitung der Siedlungs- und Verkehrsflächen nimmt auch die Bodenversiegelung zu.

Eine übermäßige Bodenversiegelung – auch wenn es sich “nur” um 9 PKW-Plätze handelt – hat unmittelbare Auswirkungen auf den Wasserhaushalt: Zum einen kann das Regenwasser weniger gut versickern und die Grundwasservorräte auffüllen. Zum anderen steigt das Risiko zu örtlichen Überschwemmungen, da bei starken Regenfällen die Kanalisation oder die Vorfluter die oberflächlich abfließenden Wassermassen nicht fassen können.

Auch das Kleinklima wird negativ beeinflusst: Versiegelte Böden können kein Wasser verdunsten, weshalb sie im Sommer nicht zur Kühlung der Luft beitragen. Hinzu kommt, dass sie als Standort für Pflanzen ungeeignet sind. Diese fallen somit als Wasserverdunster und als Schattenspender aus.

Leider gab es in der Ausschuss-Sitzung keinen Raum, über Alternativen zur Parkdruck-Vermeidung nachzudenken. Eine grundsätzliche Planung der Mucher Parksituation könnte darüber Aufschluss geben. Nicht nur der ruhende Verkehr sollte betrachtete werden, sondern auch die Verkehrsführung überdacht werden.

Autor: W. Weyer