Familien tragen die Hauptlast

Deutschland in der Corona-Krise

Wir alle gehen zum ersten Mal durch eine so tiefgreifende Pandemie-Krise und können uns nicht auf Erfahrungen mit dieser Art Krise stützen. Unweigerlich sind mit der Eindämmung der Pandemie schwierige Abwägungsentscheidungen verbunden, deren Rückhalt in der Gesellschaft davon abhängt, ob sie nachvollziehbaren Kriterien folgen und transparent kommuniziert werden. Deshalb brauchen wir in NRW schlüssige, wissenschaftsbasierte Konzepte für den Umgang mit der Corona-Pandemie.

Wir brauchen eine Politik, die den Menschen in den Mittelpunkt all ihrer Überlegungen stellt: in seiner Würde und in seiner Freiheit. Wir brauchen eine Landesregierung, die Verantwortung an den Stellen übernimmt, für die sie zuständig ist. Etwa für Schule, Kitas, Gesundheits- und Arbeitsschutz. Aber auch dafür, dass unsere Städte und Gemeinden trotz enormer Belastungen handlungsfähig sind.

  • Die primäre Aufgabe der Landesregierung ist nicht, im Wochenrhythmus neue Lockerungen und Öffnungen zu fordern, sondern in ihren Zuständigkeiten daran zu arbeiten, die Voraussetzungen dafür zu schaffen – etwa dadurch, dass an den entscheidenden Stellen ausreichend auf das Virus getestet wird und genügend Schutzmaterial zur Verfügung steht.
  • Wenn wir nur Schritt für Schritt in eine wie auch immer definierte “Normalität” kommen können, müssen Prioritäten gesetzt werden. Statt denen zu folgen, die am besten organisiert sind und am lautesten schreien, müssen die in den Blick kommen, die am stärksten unter der aktuellen Situation leiden: Kinder, ihre Familien, insbesondere die vielen unter unzumutbarer Mehrfachbelastung leidenden Frauen, Alte, Kranke und Menschen mit Behinderungen. Die Maßnahmen müssen dazu dienen, ungleiche Bedingungen zu vermindern, statt die Spaltung zu vergrößern.

Nach den Plänen der Landesregierung sollen die meisten Kita-Kinder bis zu den Sommerferien ganze zwei Tage in die Kita gehen können. Das ist aus unserer Sicht vollkommen unzureichend. Für viele Eltern – und insbesondere Alleinerziehende – ist es bittere Realität: Sie müssen derzeit und auf absehbare Zeit auch weiterhin Arbeit und Kinderbetreuung unter einen Hut bringen.
Sie brauchen nun keine warmen Worte, sondern echte Unterstützung und Entlastung.