Die Verkürzung der Abiturzeit auf zwölf Jahre war fehlerhaft, weil die neue Schulstruktur völlig überstürzt eingeführt wurde und schlecht organisiert war. Es fehlten Schulbücher, die Lehrer machten einfach mit den gewohnten Lehrplänen weiter und verteilten einen Haufen Hausaufgaben. Und obwohl der Unterricht häufig bis weit in den Nachmittag verlängert wurde, fehlten Mensen. Doch seitdem ist viel passiert: Stundenpläne wurden entschlackt, Mensen gebaut, Hausaufgaben reduziert.
- Ist es wirklich sinnvoll, alles wieder rückgängig zu machen? Bildungsexperten der Bertelsmann-Stiftung halten dies für falsch. Um Druck aus dem Lehrplan zu nehmen, müsse das achtjährige Abitur stattdessen an Ganztagsschulen gekoppelt werden, die ihren Namen verdienten.
- Auch unter den Eltern ist das Bild nicht eindeutig. Zum Beispiel spricht sich die Landeselternschaft der Gymnasien in NRW gegen ein Zurück zum alten Abitur aus und erinnert daran, dass der Übergang von der Grundschule zum Gymnasium auch schon früher für Schüler und Eltern eine schwierige und belastende Zeit war. Vergleiche zeigen, dass die neuen Abiturienten nicht unbedingt schlechter abschneiden als diejenigen, die länger Zeit hatten.
Man macht es sich deswegen zu einfach, die verkürzte Schulzeit als einzige Ursache für gestresste Kinder und Jugendliche zu sehen. Mehr als die Hälfte eines Jahrgangs macht inzwischen Abitur, und für ehrgeizige Väter und Mütter kommt ein anderer Abschluss überhaupt nicht infrage.
Die Ganztagsschulen zu verbessern und die Lehrpläne weiter zu entzerren ist angesichts der immer größer werdenden Anforderungen an SchülerInnen und LehrerInnen das Gebot der Stunde. Inklusion und Integration, Lernen mit neuen Medien, sozialer Umgang miteinander statt Mobbing – all dies ist von Schule zu leisten. Die Forderung nach Abschaffung des Ganztagsangebotes geht meiner Meinung nach an den Bedürfnissen berufstätiger Eltern -vor allem, wenn sie alleinerziehend sind-völlig vorbei. Gymnasien, denen die Organisation des G8 gelingt, ohne ihre SchülerInnen zu überfordern, sollten auch weiterhin so verfahren können. Die Gesamtschulen -natürlich auch die Mucher- sind von G8 ohnehin nicht betroffen.
Kontakt: E. Hauer, Fraktionsvorsitzender, Email: sanders-hauer@t-online.de
Feb. 2016