Massentierhaltung

Gemeinsam aus der Massentierhaltung aussteigen

“Nicht zukunftsfähig” sei die derzeitige landwirtschaftliche Tierhaltung in Deutschland. So lautet
das Urteil des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik des Bundesagrarministeriums. Dass es so
nicht weitergehen kann in der Tierhaltung in Deutschland, ist aber nicht nur den dort tätigen
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern klar. Bürgerinnen und Bürger lehnen die grausamen
Bilder und Zustände in der Massentierhaltung ab, mit denen sie konfrontiert werden. Sie
akzeptieren nicht, dass im Jahr 2017 Tiere so leiden müssen: Unter Hochleistungszucht und Enge,
mit amputierten Körperteilen und viel zu häufig auch offensichtlichen Wunden. Gleichzeitig
können immer mehr Bäuerinnen und Bauern von den Preisen, die sie für ihre Erzeugnisse
bekommen, nicht mehr leben. Sie bezahlen den Wachstums- und den Kostendruck, um im
Weltmarkt mithalten zu können, mit ihrer Existenz. Die große Koalition ist mit ihrer auf
Massentierhaltung und Export ausgerichteten Billigstrategie verantwortlich dafür, dass immer mehr
Bauern und Bäuerinnen aufgeben müssen und Tiere leiden. Allein 2016 gaben über 4.000
Milchviehbetriebe auf, weil die Bundesregierung gemeinsame Vorschläge von Milchbauern und
Ländern für wirksame Kriseninstrumente auf EU-Ebene verweigert und blockierte. Statt fairer
Preise, von denen Bauern leben können, gehen die Verluste der Massenproduktion in die Milliarden.
Und die EU-Agrarsubventionen verstärken diesen Trend gegen die bäuerliche Landwirtschaft noch.
Von der Bundesregierung gestützt, bekommen die 20 Prozent flächenmäßig größten
Agrarbetriebe 80 Prozent aller Agrarzahlungen. Das ist mehr als ungerecht. Die Bürgerinnen
und Bürger zahlen die verfehlte Agrarpolitik der Bundesregierung gleich mehrfach. Sie zahlen als
Steuerzahler für Agrarsubventionen an Großbetriebe und Fleischkonzerne, als Beitragszahler für die
erheblichen Gesundheitskosten durch resistente Keime aus der Massentierhaltung und als
Gebührenzahler für erhöhte Wasserpreise, weil es immer aufwändiger wird, das Grundwasser von
der Verschmutzung mit Gülle und Kot zu reinigen. Wasserverbände und das Umweltbundesamt
warnen vor einem Anstieg der Trinkwasserpreise um bis zu 45 Prozent, wenn wir nicht
endlich auch auf Bundesebene eine Agrarwende einleiten. Die Agrarpolitik der letzten Dekade,
die vor allem von CDU und CSU bestimmt wurde, hat uns gerade in der Tierhaltung in eine
Sackgasse geführt.
Noch 2013 hatte die neue Landwirtschaftsministerin der CDU, Frau Schulze Föcking, die Latte in
einem WDR-Interview selbst hoch gehängt: “Ich glaube, als Landwirt hat man auch immer die
Verantwortung, dass es seinen Tieren so weit gut geht und muss zumindest die Bedingungen dann
so optimal schaffen, dass es da keinerlei Probleme gibt.”
Vor einigen Wochen war bei der Staatsanwaltschaft von Tierschützern eine Anzeige wegen des
Verdachts der Tierquälerei gegen Verantwortliche im Schweinemastbetrieb auf dem Hof Schulze
Föcking in Steinfurt eingegangen. Hintergrund war ein “Stern TV”-Beitrag, in dem von
Tierschutzaktivisten in den Stallungen im März 2017 und Juni 2017 heimlich hergestellte Video-
Aufnahmen gesendet worden sind, die verletzte und auf engstem Raum zusammengepferchte
Schweine zeigten.
Die Staatsanwaltschaft Münster gab inzwischen bekannt, dass keine Ermittlungen gegen
Landwirtschaftsministerin Christina Schulze Föcking (CDU) eingeleitet werden. Die Steinfurterin
sei nicht verantwortlich für die möglichen Tierschutzverletzungen. Sie sei zwar früher Leiterin der
Mastbetriebe in Steinfurt gewesen, habe sich seit dem Einzug in den Landtag 2010 aber sukzessive
aus der Leitung der Mastbetriebe sowie der Bestandsbetreuung der Tiere zurückgezogen.
Offenbar ist es der zuständigen Ministerin selbst im eigenen Familienbetrieb nicht zuzumuten,
eine
artgerechte Tierhaltung durchzusetzen!

Kontakt: E. Hauer, Fraktionsvorsitzender, Mail: sanders-hauer@t-online.de