Vorsicht bei der Materialauswahl!

In der Ratssitzung am 30.09. beschloss die Mehrheit aus CDU, FDP und Volksabstimmung gegen die Stimmen der Grünen, SPD und H. Erwin beim zukünftigen Ausbau der Schmutzwasserkanalisation Kunststoffrohre aus PVC und PP zu verwenden. Zuvor hatte ein Workshop des Abwasserbetriebs der Gemeinde Much und des beratenden Ingenieurbüros, moderiert durch Herrn Schlüter vom IKT (Institut für unterirdische Infrastruktur), verschiedene infrage kommenden Materialien nach den Kriterien Dichtheit, Nutzungsdauer, Schadensanfälligkeit, Kosten, Herstellungsprozess inklusive Entsorgung, Lieferbarkeit und Robustheit bewertet. Allerdings wurden diese Kriterien unterschiedlich gewichtet, sodass z.B. mögliche Probleme bei der Entsorgung und klimaschädliche Herstellung kaum Berücksichtigung fanden. Letztendlich kam bei der Empfehlung für die Ratsentscheidung offenbar heraus, was von vorneherein wohl gewünscht war: Kunststoff.

In der Begründung wurde vor allem auf die angeblich vorhandenen Schwachstellen von Rohren aus Beton und Steinzeug/Keramik bei der Dichtheit hingewiesen. Diese Argumentation ist aus unserer Sicht nicht stichhaltig. Bei sachgemäßer Verlegung ist nicht von Undichtigkeiten dieser Rohrsysteme auszugehen, ansonsten würde das bei der Bauendkontrolle auffallen und zu Beanstandung und Regressansprüchen führen. Bei den Kriterien Materialkosten, Nutzungsdauer, Robustheit ergaben sich keine größeren Unterschiede. Bezeichnenderweise wollte sich IKT zur Problematik der Systemherstellung wegen angeblich fehlender Daten nicht festlegen. Dazu das Fazit eines Leitfadens unabhängiger Studien von Fachinstituten: “Der mit der Herstellung von Rohren aus Beton verbundene Energieverbrauch ist im Vergleich mit Rohren aus anderen Werkstoffen sehr gering. Der Werkstoff Beton wird aus natürlichen Bestandteilen hergestellt. Die einzelnen Arbeitsschritte der Herstellung sind weder ökologisch noch gesundheitlich schädlich und nur mit geringen CO² -Emissionen verbunden. Betonrohre lassen sich nach Ablauf der Nutzung einfach und ohne Umweltbelastung recyceln…”

Das lässt sich von PVC- Rohren nicht behaupten. Kunststoffrohre auf Erdölbasis sind nicht deponierbar, können nicht als Baumaterial wiederverwendet werden und müssen “thermisch” entsorgt werden, d.h. sie landen in der Müllverbrennungsanlage. Dabei können giftige und klimaschädliche Gase inkl. Dioxin, Furane entstehen, die für Mensch und Natur äußerst gefährlich sind und in komplizierten Verfahren ausgefiltert werden müssen. Leider fand dies bei der Ratsentscheidung keine Berücksichtigung. Während man den Kunden im Supermarkt predigt, keine Einkaufstaschen aus Plastik zu verwenden, will man hier großzügig damit verfahren. Ein Blick über den Tellerrand zeigt, dass es auch anders geht. Nähert man sich der Stadt Köln aus Osten Richtung Severinsbrücke, ist an der Großbaustelle Brückenrampe zu sehen, dass hier für Kanalbaumaßnahmen Schächte aus Beton und Rohre aus keramischem Steinzeug lagern, bereit zum Einbau.

Ihre Mucher Grünen