Wasserverschmutzung?

Wasserverschmutzung? Wir doch nicht

Kläranlagen als Hauptverursacher? Experten sagen etwas anderes.

Die Stickstoffverbindung Nitrat aus Düngern wie Gülle oder indirekt aus menschlichen Exkrementen belastet das Grundwasser, aus dem Trinkwasser gewonnen wird. In der Umwelt trägt zu viel Dünger zum Aussterben von Pflanzen- und Tierarten sowie zum Klimawandel bei. Zudem droht Deutschland eine hohe Geldstrafe der EU, weil die Nitratgrenzwerte immer wieder überschritten werden. Deshalb plant die Bundesregierung, die Düngung vor allem in besonders belasteten Gebieten stärker zu begrenzen.

Dagegen demonstrierten vor kurzem zehntausende Bauern in mehreren Großstädten. Denn weniger Dünger bedeutet oft auch kleinere Ernten und höhere Kosten, um die Gülle anderweitig zu entsorgen. Anders als viele Bauern behaupten, sind Abwässer nur zum kleineren Teil für die Wasserverschmutzung mit dem potenziell gesundheitsschädlichen Nitrat verantwortlich. Laut Umweltbundesamt liegt der Anteil von Kläranlagen und undichten Abwasserkanälen an den Nitrat-Emissionen bei lediglich 22 Prozent. Insgesamt rund 75 Prozent der Stickstoffeinträge in die Oberflächengewässer seien landwirtschaftlich beeinflussten Eintragspfaden zuzuordnen. Nur etwa 2 Prozent kämen daher, dass Mischwasserkanäle überlaufen. Weitere 2 Prozent stammten aus Regenwasser, das in Flüsse eingeleitet wird.

Die FDP schreibt “dass Debatten zur Landwirtschaft von Unkenntnis oder Angst geprägt sind”. Unkenntnis zeigt sich jedoch in ihrer Aussage: “Bäuerliche Kleinbetriebe der 50er Jahre waren für Tierwohl, Böden, Wasser und Menschen nicht besser.”

Die in den 50er Jahren üblichen Tierzahlen pro Betrieb unterscheiden sich gravierend von der heute in der Kritik stehenden Massentierhaltung, für Geflügel, Schweine und teilweise für Rinder. Hühner hatten in der Regel reichlich Auslauf. Schweine wurden meist auf Stroh gehalten. Das Rinder oft in Anbindeställen gehalten wurden, war sicherlich nicht artgerecht – über eine Verbesserung durch die heute üblichen Vollspalten lässt sich trefflich streiten. Der Antibiotikaeinsatz in den 50er Jahren war die absolute Ausnahme. Einen systematischer Einsatz wie in der heutigen Massentierhaltung üblich gab es nicht. An einen Einsatz von Antibiotika zur Leistungssteigerung wurde nicht einmal gedacht.

Die Überdüngung und Verunreinigung des Grundwassers mit Nitrat und Pestiziden sind Folge der Intensivierung der Landwirtschaft. Der Import insbesondere von Soja führt zur Störung der Kreislaufwirtschaft zwischen Hof und Feld. Dadurch fallen zu viel Gülle und Mist an, was von den betriebseigenen Flächen nicht vollständig aufgenommen werden kann und im Grundwasser landet. Die kleinteilige Landwirtschaft der 50er Jahre wurde von Großbetrieben verdrängt, durch Flurbereinigung und Landerwerb verschwanden Hecken und Gräben und damit Flora und Fauna. Es entstanden riesige Anbauflächen, oft in Monokultur, die auf Grund der fehlenden Nützlinge und ausgewogenen Fruchtfolge Pestizideinsatz erforderlich machten.

Klarzustellen ist aber, dass wir hier in Much keine Auswüchse dieser Art der Landwirtschaft vorfinden. Zu kritisieren bleibt aus unserer Sicht jedoch der massenhafte Maisanbau mit Glyphosateinsatz, besonders im Einzugsgebiet der Trinkwassertalsperre. Wünschenswert wäre es, die Landwirtschaft wieder nachhaltiger zu gestalten. Wir Bürger entscheiden an der Ladenkasse mit wie unsere Landwirtschaft aussehen soll. Durch die Konzentration der Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte auf die großen Supermarkt- und Discounterketten hat sich eine Preisspirale nach unten entwickelt nach dem Motto billig, billiger…Wir Verbraucher müssen bereit sein, für hochwertige Lebensmittel mehr zu bezahlen, damit die Landwirte von ihrer wichtigen Arbeit existieren können.