Schlechte Nachricht für Umwelt, Tiere, Pflanzen und Menschen in Much

Gestern am 16.11.23 hat die EU-Kommission entschieden, den Natur-Killer Glyphosat erneut zuzulassen. Zuvor hatte die Kommission es zweimal nicht geschafft, eine qualifizierte Mehrheit im Rat der Mitgliedstaaten für die Verlängerung zu organisieren. Nun will die Kommission den Wirkstoff für 10 weitere Jahre erneut zuzulassen – mit nur geringen Einschränkungen auf EU-Ebene, aber vielen Aufgaben für die Mitgliedstaaten, die die auf Glyphosat basierenden Produkte vor der Zulassung kritisch prüfen sollen.

Wir als Naturschützer sind geschockt. Im Koalitionsvertrag der Ampel-Parteien steht klipp und klar: “Wir nehmen Glyphosat bis Ende 2023 vom Markt.” Doch dieses Versprechen kann wohl nicht gehalten werden. In Europa konnte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir keine Mehrheit für ein Verbot realisieren. Selbst in der eigenen Regierung konnte er bei der Abstimmung kein “Nein” zu Glyphosat erreichen. Nach dem Widerstand der FDP kam es zur deutschen Enthaltung. Das bringt uns auf die Palme.

Auch ein Verbot in Deutschland rückt wohl in weite Ferne, da man wohl mit Contra-Klagen rechnen muss, wie etwa in Luxemburg, das Glyphosat eigenmächtig verbieten wollte, aber am dortigen Verwaltungsgericht abgeprallt ist. Schließlich sei Glyphosat in der EU zugelassen, begründete das Gericht.

Glyphosat ist ein chemischer Wirkstoff, der in einer Vielzahl von Herbiziden vorkommt und zur Bekämpfung von Unkraut dient. Der Wirkstoff wurde in den 1970er Jahren durch das Unternehmen Monsanto (mittlerweile für teures Geld von BAYER gekauft) entwickelt und im hauseigenen Herbizid unter dem Namen “Roundup” vermarktet. In Deutschland wurde Glyphosat erstmals 1974 zugelassen. Der Wirkstoff wird vor allem von grünen Pflanzen(teilen) aufgenommen und verhindert die Bildung von essentiellen Aminosäuren, was ein Verwelken und Absterben der Pflanze zur Folge hat. Glyphosat ist – simpel formuliert – ein Wirkstoff, der alles abtötet, was grün ist. Etwas genauer erklärt, handelt es sich um eine organische Phosphor-Verbindung. Diese hemmt ein Enzym, das für Pflanzen lebenswichtig ist. Ohne diesen Baustein stirbt die Pflanze innerhalb kürzester Zeit. Auf einer mit Glyphosat gespritzten Fläche werden deshalb zuerst alle Pflanzen gelb, später verdorrt alles Pflanzliche und stirbt ab – inklusive Spross und Wurzel.

Glyphosat gilt als hochwirksam und ist vor allem günstig. Landwirte spritzen das Herbizid hauptsächlich im Frühjahr, um vor der neuen Saat Unkraut oder übriggebliebene Zwischenfrüchte auf dem Acker zu vernichten. Der Vorteil: Ohne aufwendiges Pflügen kann der Landwirt direkt wieder säen. Viele Landwirte halten Glyphosat für unverzichtbar.

Kritiker führen an, dass Rückstände in Futtergetreide und Soja und stichprobenartig auch in Lebensmitteln wie Brotgetreide und Linsen gefunden worden seien. Umweltschutzorganisationen sehen in Glyphosat Gefahren für Menschen und Umwelt, der Hersteller Bayer weist das vehement zurück. Die Krebsforschungsagentur IARC bewertete den Wirkstoff 2015 als “wahrscheinlich krebserregend“. Beim Spritzen kann Glyphosat über den Feldrand hinaus verbreitet werden und damit auch Wildkräuter und andere Pflanzen im näheren Umfeld vernichten. Die Kommission empfiehlt deshalb Pufferzonen von fünf bis zehn Metern. Honigbienen und Wildbienen nehmen unweigerlich den Giftstoff aus und sterben in großen Mengen. Wir haben immer wieder betont, in jedem Fall Glyphosat ab 2024 zu verbieten. Eine vielfältige und intakte Pflanzen- und Tierwelt ist die Voraussetzung für sichere Ernten und den Erhalt der Bio-Diversität.

Wir, die Fraktion Much von B90/DIE GRÜNEN fordern:

  • sofortiger EU-weiter Stopp von Herstellung und Vertrieb von allen Glyphosat-Produkten
  • kein Abverkauf von Restbeständen, stattdessen deren ökologische Entsorgung
  • nachhaltige Renaturierung der betroffenen Flächen

                                                   Text und Grafik zusammengestellt von Gerd Binder

Weitere Infos unter:

Glyphosat-Zulassung: Keine Entscheidung der EU-Staaten